26. April 2023
Heute waren Frau Gaby Hahn und Frau Sylvia Angerpointner-Hübner von der Wildtierhilfe Amerang e.V. bei uns an der Schule und stellten ihre Arbeit in der Rehkitzrettung vor. Der Verein kümmert sich jedoch nicht nur um Rehkitze, sondern auch um Fledermäuse, Igel und Amphibien.
Rehkitze liegen oft stundenlang allein im Gras. Gut getarnt sind sie durch die hohen Halme geschützt. Die Ricke kommt nur ein paar Mal am Tag zum Säugen ihrer Jungen, ansonsten sind diese allein. Doch genau das dient den Kitzen zum Schutz. Ein angeborener Reflex schützt sie vor ihren Fressfeinden. So informierten die beiden Damen die Kinder über das Leben der Rehkitze. Anhand eines Arbeitsblattes wurde das erworbene Wissen über Rehe weiter gesichert.
Anschließend durften es sich die Kinder gemütlich machen und mit den beiden Tierschützerinnen auf Phantasiereise gehen. Sie sollten sich vorstellen, selbst ein Rehkitz zu sein, satt und gemütlich im weichen, leicht raschelnden Gras zu liegen und die Wärme der Sonne zu spüren. „Alles ist ruhig, bis plötzlich ein Geräusch zu hören ist. Es wird lauter und bedrohlicher. Was tun? Die Mutter ist nicht da. Die Angst wird riesengroß.“ Genau in dem Moment startet der Film, den das Team mitgebracht hatte. Ein Mähdrescher fährt auf das Rehkitz zu. Geschickt wird der Film gestoppt, bevor das Rehkitz zu Schaden kommt.
„Dieses Kitz hat überlebt“, sagte Frau Hahn, „Dank unserer Arbeit wurde es gerettet“. Im weiteren Verlauf des Filmes konnten die Kinder die Tierretter bei ihrer Arbeit beobachten. Mit Hilfe einer Infrarot-Suchdrohne wird die zu mähende Fläche systematisch in knapp 30 m Höhe abgeflogen. Eine Wärmebildkamera erfasst die Tiere. Dies ist jedoch nur früh am Morgen möglich, wenn es noch kühl ist und die Körperwärme sich deutlich von der Umgebungstemperatur unterscheidet. Auf einem Wärmebildschirm werden entdeckte Wärmepunkte sichtbar. Anschließend werden die Tiere mit Handschuhen und Gras aus dem Feld getragen und unter Wäschekörben kurzzeitig in Sicherheit gebracht, bis die Mahd erledigt ist. Das Einsammeln der Tiere ist manchmal gar nicht so leicht, vor allem bei älteren, die dann gern davonspringen. Nach der erledigten Feldarbeit werden die Tiere sofort wieder frei gelassen. Die Geiß wartet meist schon aufgeregt im Gehölz und holt die Kitze zu sich, sobald der Mensch verschwunden ist.
Andere wirksame Maßnahmen zum Aufspüren der Tiere gibt es kaum. Das Abschreiten der Fläche ist zeitaufwändig und kleine Tiere werden oft übersehen, durch akustische Beschallung können nur ältere Tiere vertrieben werden, erklärten die Tierschützerinnen.
Zur Festigung des Gehörten und Gesehenen machten die beiden Expertinnen eine geschickte Bewegungspause und spielten pantomimisch mit den Kindern ihre Arbeit vom Anruf des Bauern bis zum Freilassen der Kitze nochmal nach.
Jedem umsichtigen Bauern liegt viel daran, dass Rehkitze und Junghasen nicht in sein Mähwerk kommen. Doch durch die Intensivierung der Landwirtschaft, durch schnellere Maschinen und das Fehlen von Ruheflächen hat das Problem zugenommen.
Um den Kindern den Zusammenhang von Rehkitzrettung und Landwirtschaft noch verständlicher zu machen, schlüpften die beiden Damen in die Rolle von Bauer Max und Konsumentin Irene. Spielerisch vermittelten sie den Schülerinnen und Schülern, dass Biomilch nicht nur bedeutet, dass die Kühe ein besseres Leben haben, sondern auch, dass der Bauer für seine Arbeit fair bezahlt wird. So kann er vielleicht seinen Viehbestand reduzieren und muss weniger Futter aufbringen, was letztlich auch den Wildtieren zu Gute kommt.
Nach dem Rollenspiel bekamen die Kinder noch verschiedene Milchtüten, die sie auf Gütesiegel und gesunde Tierhaltung untersuchen durften.
So können wir auch selbst durch unser Kaufverhalten ein bisschen zur Rettung der Wildtiere beitragen.
Zum Schluss beantworteten die beiden Expertinnen, deren Arbeit ehrenamtlich und kostenlos ist, noch geduldig all die Fragen der Kinder und schenkten jedem zum Abschied ein Lesezeichen.
Vielen Dank für diesen interessanten, informativen Besuch.